ADFC-Fahrradklimatest 2024: Gelsenkirchen bekommt schlechteste Note seit 2012

Die Radfahrerinnen und Radfahrer in Gelsenkirchen sind im Vergleich zu anderen Städten unzufrieden. In der neuesten Ausgabe des „Fahrradklima-Tests“ des Fahrradvereins ADFC bewerteten sie die Situation in ihrer Stadt mit der Schulnote 4,38. Das ist eine leichte Verschlechterung im Vergleich zum Test vor zwei Jahren und gleichzeitig die schlechteste Bewertung seit 2012. Besonders schlecht wurden die Ampelschaltungen und die Kontrolle von Falschparkenden auf Radwegen bewertet, im Vergleich zu anderen Städten werde auch zu wenig für die Öffnung von Einbahnstraßen und die Werbung sowie die Förderung für das Radfahren gemacht.

„Das Ergebnis für Gelsenkirchen ist enttäuschend – und leider nicht überraschend“, sagt Adrianna Gorczyk, Gelsenkirchener Fraktionsvorsitzende der Grünen vor Ort. „Mit der Note 4,38 landet Gelsenkirchen auf dem vorletzten Platz im Ranking seiner Größenklasse und fährt das schlechteste Ergebnis seit 2012 ein. Das kann niemanden zufriedenstellen, sondern muss als Auftrag verstanden werden, endlich bei der Förderung der fahrradfreundlichen Stadt voranzukommen. Trotz eines ausgereiften Radverkehrskonzeptes und eines engagierten Teams in der Stadtverwaltung erfährt der Radverkehr in unserer Stadt keine Offensive und wird oft zugunsten des Autoverkehrs benachteiligt.“

„Angesichts der Klimakrise und steigender Mobilitätskosten braucht es den Mut zur Umverteilung im Straßenraum. Wer jetzt nicht handelt, verspielt Vertrauen – und verpasst eine echte Chance für die Verkehrswende“, ergänzt Bernd Rudde, verkehrspolitischer Sprecher. „Mit dem Masterplan Mobilität in der Variante, wie sie ihn die Verwaltung vorgelegt hat, hatten wir gute Perspektiven, diese Ziele erreichen können. Leider hat die GroKo hier eine Verschlimmbesserung durchgesetzt und es den Verantwortlichen noch schwerer gemacht, geeignete Maßnahmen umzusetzen. Wir sind diese Blockadehaltung leid und wollen endlich sichtbare Verbesserungen! Dazu gehört zum Beispiel, dass Einbahnstraßen konsequent in beide Richtungen für den Radverkehr geöffnet werden, wie es die Straßenverkehrsordnung seit 2020 vorsieht, und Überholmanöver mit weniger als 1,50m Abstand geahndet werden. Beides passiert, wie viele andere Maßnahmen, in Gelsenkirchen weiterhin viel zu schleppend.“

Die Grünen Gelsenkirchen haben auch konkrete Vorschläge in ihrem Kommunalwahlprogramm, wie die Situation für Radfahrende in Gelsenkirchen verbessert werden kann. So fordern sie z.B. Kameras in Bussen, mit denen Falschparkverstöße auf Busspuren und Radwegen direkt an den kommunalen Ordnungsdienst weitergeleitet werden können. Außerdem möchten sie den zweiten Tunnel am Hauptbahnhof für den Radverkehr öffnen und hier mehr sichere Radabstellanlagen einrichten. Auch soll es mehr Ampelschaltungen für den Radverkehr geben, insbesondere an den Hauptverkehrsachsen.

Mit Blick auf die Kommunalwahlen 2025 im September ruft auch Ilayda Bostancieri als grüne Landtagsabgeordnete aus Gelsenkirchen dazu auf, Radverkehrsförderung zu einem zentralen Thema zu machen: „Die Menschen in NRW wollen sichere, klimagerechte und gesunde Mobilität – das ist ein klarer politischer Auftrag. Kommunalpolitiker*innen und Verwaltungen sollten die Ergebnisse des Fahrradklima-Tests ernst nehmen – und gemeinsam mit den Bürger*innen konkrete Lösungen entwickeln.“

Hintergrund:
Der alle zwei Jahre stattfindende ADFC-Fahrradklimatest bewertet die Qualität der Fahrradinfrastruktur in den Kommunen. In dieser Woche wurden die Ergebnisse der Befragung aus dem Jahr 2024 veröffentlicht – und sie zeigen: Nordrhein-Westfalen ist auf einem guten Weg, auch wenn noch viel zu tun bleibt.
Die Landesregierung hat mit mehr Geld für Radwege, Förderprogrammen für Kommunen und Planungen für ein Landesnetz für Radvorrangrouten und Radschnellverbindungen wichtige Impulse gesetzt. Doch es gibt für den Radverkehr weiterhin viel zu tun.
Positiv bewertete Orte zeigen, dass Fortschritte möglich sind, wenn Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft an einem Strang ziehen. Dieses Engagement muss nun landesweit gestärkt werden.

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