Ausgliederung der IFÖ-Klassen ist beschämend und widerspricht dem Integrationsgedanken 20. Dezember 2017 Rede von Burkhard Wüllscheidt in der Ratssitzung am 14.12.2017 zum Tagesordnungspunkt 8, Übergang aus den Internationalen Förderklassen in Regelklassen (…). Es gilt das gesprochene Wort: Herr Oberbürgermeister, meine Damen und Herren, zwei Vorbemerkungen: Wir wissen, dass es gerade unter den Rahmenbedingungen in Gelsenkirchen keine leichte Aufgabe ist, rund 70 bis 80 IFÖ-Klassen unter vernünftigen Rahmenbedingungen und unter Wahrung des Integrationsgedankens in die vorhandenen Schulen zu integrieren. Umso wichtiger ist es aber auch die Lösungsfindung unter dem Gesichtspunkt der Integration im doppelten Sinne zu betreiben. Im konzeptionellen Sinne und im Sinne der frühzeitigen Einbindung der Schulen, der Lehrerschaft und der Politik. Mein heute leider erkrankter Kollege David Fischer ist nach der Sondersitzung zu der Vorlage dieses TOPs in der vorigen Woche in der Zeitung mit dem Begriff „menschenverachtend“ bezüglich seiner Bewertung der Vorlage zitiert worden. Diesen Begriff hat er nicht verwendet! Er wurde von einem anderen Mitglied des Ausschusses benutzt und ihm fälschlicherweise in der Berichterstattung zugeordnet. Die Fraktion Bündnis 90 / DIE GRÜNEN hält diesen Begriff im Zusammenhang der Vorlage -bei aller Kritik, die wir haben, dazu komme ich gleich noch,- für völlig unangemessen. Dieses nur vorab. Wir sind heute aufgefordert, über den Vorschlag der Verwaltung abzustimmen, ab dem nächsten Schuljahr bis zu 20 Internationale Förderklassen an zwei separierten Standorten zu unterrichten. Ich will dazu mit zwei Zitaten aus der Verwaltungsvorlage beginnen: „Es besteht Einigkeit darüber, dass diese Lösung aus pädagogischer Sicht und im Sinne von Integration keine Ideallösung darstellt“. Darin besteht aus der Sicht der GRÜNEN Fraktion tatsächlich Einigkeit. Die Einrichtung von separaten Außenstandorten widerspricht allen bildungs- und integrationspolitischen Grundsätzen nicht nur der GRÜNEN und wäre eine Bankrotterklärung bzgl. geeigneter Integrationsmaßnahmen. Der nächste Halbsatz, den ich aus der Vorlage zitieren möchte, lautet: „…vor dem Hintergrund der vorhandenen Rahmenbedingungen und Raumressourcen (bestehen) jedoch keine Alternativen.“ Hierzu besteht allerdings keine Einigkeit! Die Verwaltung behauptet zwar, alle Alternativen geprüft und für nicht durchführbar zu halten. Die Nachweise bzw. die Transparenz des Entscheidungsprozesses fehlen allerdings in der Vorlage. Das Argument der Verwaltung, dass für die gemischte Unterbringung von Regel-Klassen an den geplanten Außenstandorten die notwendigen Fachräume fehlen, gilt genauso für die IFÖ-Klassen. Die Verwaltung macht es sich hier zu einfach! Ähnliches gilt für die Prüfung von Modullösungen an vorhandenen Schulstandorten. Alles keine schönen Lösungen, aber Lösungen in denen zumindest der Integrationsgedanke nicht verloren gehen müsste. Die Sprecherin der Stadtelternpflegschaft im Ausschuss für Bildung hat letzte Woche gesagt, dass es bei der Elternseite in punkto Klassenteilung nie darum ging, die Notwendigkeit infrage zu stellen. Der Protest richtete sich vielmehr gegen die mangelnden Informationen und die Beteiligung der Elternschaft. Insofern wird Klassenteilung als geeignetes Integrationsmittel von der Elternseite nicht prinzipiell abgelehnt. Zudem suggeriert die bereits erfolgte Beauftragung der Gesamtschule Erle und der Mulvany-Realschule durch die Bezirksregierung Münster (s. Vorlage), dass die Entscheidung bereits getroffen war, bevor Fachausschuss und Rat darüber entschieden haben. Wir hätten uns neben einer früheren Einbindung der Politik auch eine frühere Einbindung der Schulen gewünscht in dem Sinne: Was seht Ihr für Lösungen, wenn wir für Raumerweiterungen Eurer Schule Dependancen zuordnen. Lösungen, die die Integration nicht schwerer machen oder verhindern, sondern alles daran setzen, die Integration zu fördern. Die von der Verwaltung leider eingeschlagene Vorgehensweise lässt sich nur dann realisieren, wenn man die SPD-Mehrheit bereits sicher im Rücken hat. Zumindest aus dem Vorstandsbereich 5 sind wir andere Klärungsprozesse gewohnt, in denen insbesondere bei hochsensiblen Themen zu Arbeitsmarkt- oder Zuwanderungsthemen die demokratischen Fraktionen bereits frühzeitig in den Prozess der Lösungsfindung eingebunden werden. Vorlagen wie heute nach dem Prinzip „friss oder stirb“ sind dazu keine Alternativen. Zusammengefasst bewertet die GRÜNE Fraktion den Vorschlag der Verwaltung so: Für unsere IFÖ-Schüler bedeutet das Vorhaben Segregation statt Integration. Für die betroffenen Schulen bedeutet das Vorhaben, dass nicht zu Ende gedachte Rahmenbedingungen festgezurrt werden und anschließend die Schulgemeinden dazu passende pädagogische Konzepte entwickeln sollen. Für die unterrichtenden Lehrer bedeutet die Einrichtung der IFÖ-Enklaven, dass diejenigen, die ohnehin durch die schwere pädagogische Mammutaufgabe der Arbeit in den bisherigen IFÖ-Klassen nun noch in eine Außenkolonie der Schule quasi strafversetzt werden. Abgenabelt von ihrer Stammschule und – mit dem gefühlten Status der Lehrkräfte zweiter Klasse versehen. Bei allem Verständnis für die Schwere einer Lösung unter Wahrung des Integrationsgedankens, dieses Vorhaben wird es nicht mit den Stimmen der GRÜNEN in Gelsenkirchen geben! So eine beschämende Segregationspolitik tragen wir GRÜNEN in Gelsenkirchen nicht mit und werden diese Vorlage deshalb ablehnen!