Wie löst man den Vertrag mit Gelsensport auf? 12. April 2021 Einen „brisanten Angriff“ auf Gelsensport, dem Dachverband der Gelsenkirchener Sportvereine, hatten wir für die Ratssitzung am 25.03.2021 vor, so die WAZ am Tag vorher. Wir hatten einen Antrag zur Aufnahme in die Tagesordnung gestellt, der einen schriftlichen Sachstandsbericht zu den möglichen Auflösungsszenarien des Vertrags der Stadt Gelsenkirchen mit Gelsensport fordert. Warum wir derart in die Offensive gehen? Einer unserer Gründe bezieht sich auf das Vorgehen von Gelsensport gegen den Vorsitzenden des Fußballkreises, Christian Fischer. Mitte Dezember 2020 hatte Gelsensport den Kreis in einem Brief an die Vereine dazu aufgefordert, sich wegen vier Strafanzeigen von aktuellen und ehemaligen Gelsensport-Funktionären von seinem Vorsitzenden zu trennen. Gelsensport hatte die Vorwürfe mit dem Brief öffentlich gemacht, obwohl es sich um ein laufendes Verfahren ohne rechtskräftiges Urteil handelt. Nach unserem Verständnis ist die Unschuldsvermutung eines der Grundprinzipien des rechtsstaatlichen Strafverfahrens. In der Causa Christian Fischer hat Gelsensport mehrmals dagegen verstoßen. Als Reaktion hat Gelsensport. in einem zweiten Info-Brief an die Vereine nachgetreten, seine Vorwürfe gegenüber der Person Christian Fischer aufrechterhalten und zusätzlich eine Rechtfertigungsnotwendigkeit gegenüber der kommunalen Verwaltung sowie der Politik als Kontrollorgan weit von sich gewiesen. Die Ablehnung Gelsensports von Rechtfertigungsnotwendigkeiten gegenüber der Vertragspartnerin stellt unseres Erachtens eine Verletzung der Treupflicht in dem Vertragsverhältnis mit der Stadt Gelsenkirchen dar. Die Einzigartigkeit des Modells Gelsensport und seiner Entwicklung zu einer Spielwiese für politische Akteure der Stadt Gelsenkirchen zeigt sich auch in seiner Genese und der personell Verantwortlichen. Erfunden und durchgesetzt hat das Modell Gelsensport Dr. Günter Pruin, ehemaliger, jahrelanger SPD-Fraktionsgeschäftsführer und Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Buer-Mitte III. Mit Gelsensport hat er sich nicht nur eine gut bezahlte Geschäftsführungsposition, sondern über den Abschluss des Vertragsverhältnisses mit der Stadt Gelsenkirchen auch noch seiner Mehrheitsfraktion SPD eine exklusive politische Einflussmöglichkeit für die Sportverwaltung und Sportselbstverwaltung in Gelsenkirchen verschafft. Damit nicht genug der mangelnden Neutralität: Der Nachfolger, Marco Baron (SPD), ist nicht nur hauptamtlicher Geschäftsführer von Gelsensport, sondern gleichsam Nachfolger von Dr. Günter Pruin als SPD-Ortsvereinsvorsitzender Buer-Mitte III. Der jahrzehntelange und scheidende Präsident von Gelsensport, Jürgen Deimel, sichert sich in einer Art politischem Gleichgewicht die sportpolitische Einflussmöglichkeit der CDU Gelsenkirchen. Designierter Nachfolger soll Dieter Kutzborski (CDU), Fraktionsvorsitzender der CDU-Bezirksfraktion Gelsenkirchen-Nord werden. Gelsensport ist aufgrund seiner Vertragsgenese mit der Stadt Gelsenkirchen und seiner verantwortlichen Akteure weit davon entfernt, den Sport in Gelsenkirchen politisch unbefangen und neutral zu steuern und zu verwalten. Erwartungsgemäß hat die GroKo unseren Antrag mit ihrer Mehrheit von der Tagesordnung gefegt und eine Sondersitzung des Sportausschusses am 15.04.2021 gefordert, in dem das Thema Gelsensport aufgearbeitet werden soll. Dieser Sitzung werden wir uns natürlich nicht verwehren. Wir sind jedoch der Auffassung, dass der Sportausschuss für eine öffentliche Transparenzdebatte über Personalien und die Geschäftsführung des souveränen e. V. Gelsensport gar keine Kompetenzen und Zuständigkeiten hat. Wir befürchten stattdessen, dass der Parteien-Filz durch nicht-öffentliche Debatten verschleiert werden soll, um das Sondermodell Gelsensport als politische Spielwiese der GroKo zu retten. Eine dezidierte Anfrage, wie sich mögliche Auflösungsszenarien des Vertrages der Stadt Gelsenkirchen mit Gelsensport gestalten könnten, haben wir in der Ratssitzung natürlich trotzdem gestellt!