Rede des Stadtverordneten David Fischer im Rat der Stadt am 16.05.2024 zu TOP 2 „Errichtung eines multiprofessionellen Gebäudes auf der Fläche des früheren Zentralbades“ 16. Mai 202417. Mai 2024 Bild: Anna-Lisa Konrad Die Rede ist über den offiziellen Livestream der Stadt hier verfügbar und beginnt etwa bei 0:55:50. Es gilt das gesprochene Wort. Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin sowie Damen und Herren Stadtverordnete, sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger im Ratssaal und als Zuschauer*innen an Ihren Bildschirmen! Altkanzler Helmut Schmidt sagte einst: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.“ Die GRÜNE Ratsfraktion meint, wer keine Visionen hat, verweigert seine Beteiligung an der innovativen Weiterentwicklung unserer Bildungslandschaft und insbesondere die Potenziale der beruflichen Bildung sowie Weiterbildung in Gelsenkirchen. Es war zunächst die Vision unserer Oberbürgermeisterin, Karin Welge, an einem prominenten Standort in Gelsenkirchen die Schulentwicklung in der beruflichen Bildung und das dazu gehörige Netzwerk aus Wirtschaft, Handwerk und Bildung auf einem innovativen Campus zusammenzuführen. Die Idee haben wir GRÜNEN von Anfang an unterstützt, obwohl wir uns in der Oppositionsrolle befinden und die Oberbürgermeisterin Mitglied der SPD ist. Warum? Weil wir diese Idee vor dem Hintergrund der Jugendarbeitslosigkeit, dem Fachkräftemangel sowie der Konkurrenzfähigkeit unserer Berufskollegs als wichtiges Dekadenprojekt für unsere Stadt betrachten. Schauen wir uns die Verwaltungsvorlage als Richtungsbeschluss für diese Idee unter dem Blickwinkel der beruflichen Bildung genauer an: Unter Punkt 1a heißt es nach der Sitzung des Hauptausschusses, dass auf dem Zentralbadgelände ein multiprofessionelles Gebäude mit einem Berufskolleg errichtet werden soll. Hier gab und gibt es nach den geführten Dialogrunden mit der Verwaltung aus GRÜNER Sicht ausschließlich ein Berufskolleg, welches dafür infrage kommt, das Berufskolleg für Technik und Gestaltung! Warum? Weil das aktuelle Gebäude inklusive Außenstellen dringend sanierungsbedürftig ist und weil durch die Ansprüche an moderne Fachräume und Klassenräume diese dringend konkurrenzfähig zu den Berufskollegs unserer Nachbarn, Bochum, Kreis Recklinghausen und Essen werden müssen. Ansonsten droht nicht nur eine Abwanderung potenzieller Fachkräfte, sondern auch ein Mangel an Auszubildenden für den Wirtschaftsstandort Gelsenkirchen. Peinlich ist in diesem Zusammenhang, welche Performance hier die FDP in den Ratsgremien vor der heutigen Ratssitzung abgeliefert hat: Aufgrund des „schlechten Rufes“ des soeben genannten Berufskollegs für Technik und Gestaltung, hat die FDP der Verwaltung einen Punkt 1 b abgerungen, zu welchem sie sich heute enthalten will, um nicht öffentlich das gesamte Projekt ablehnen zu müssen. Und das ausgerechnet vor dem Hintergrund der unermüdlichen und hervorragenden berufspädagogischen Arbeit der Schulgemeinde dieses Berufskollegs. Wertschätzung für die anstrengende Arbeit dieses Berufskollegs sieht anders aus, liebe FDP! Zumal die Schulleitungen aller Berufskollegs nahezu vollständig an jeder Bildungsausschusssitzung teilnehmen und dort Rede und Antwort zu ihrer Arbeit stehen. Der Wertschätzung der Arbeit des Rates durch die Berufskollegs in Gelsenkirchen jedenfalls können wir aufgrund dieser Beteiligung sicher ein. Wertschätzung, liebe FDP, ist aus unserer Sicht aber keine Einbahnstraße, erst recht nicht bei den Bedingungen, unter denen unsere Berufskollegs täglich arbeiten müssen. Unter Punkt 2 der Vorlage soll die Verwaltung dann beauftragt werden, bis 2025 einen Planungsbeschluss für die freiwerdende Fläche des aktuellen Standortes des BTG zu erarbeiten. Folgerichtig ist in diesem Zusammenhang die potenzielle Betrachtung dieses Standortes für den Bau eines Gebäudes nach neuesten pädagogischen Standards für das Berufskolleg Königstraße mit seinen größtenteils sozial ausgerichteten Bildungsgängen. Beim Punkt 3 der Vorlage schlägt die Verwaltung als Zugeständnis an die FDP und die innerlich zerrissene GroKo mehrere Rückwärtssalti. Und das, obwohl die von ihr durchgeführten Dialogrunden aus Wirtschaft, Schulen und Politik die Lösung an einem gemeinsamen Standort von 3 der 4 Berufskollegs in Gelsenkirchen favorisiert hatten. Unter anderem, um den Schwierigkeiten unseres Nachwuchses bei der Berufsorientierung mithilfe des sogenannten „Drehtürmodells“ zu begegnen. Argumente für einen gemeinsamen Standort gibt es genug. In Punkt 4 der Verwaltungsvorlage wird eine Integration von Volkshochschule und Stadtbibliothek in den Bildungscampus erwogen, was die GRÜNE Ratsfraktion ausdrücklich begrüßt. Vor dem Hintergrund der Nutzung gemeinsamer Räumlichkeiten mit den Berufskollegs, beispielsweise als Selbstlernzentrum für Schülerinnen und Schüler, welches für alle fußläufig erreichbar sein muss, sehen wir große Potenziale in der berufspädagogischen Arbeit. Deshalb wird die GRÜNE Ratsfraktion sich auch weiterhin konstruktiv mit allen Beteiligten zur Umsetzung dieses Dekadenprojektes an einen Tisch setzen, unabhängig von dem Abstimmungsergebnis heute. Herzlichen Dank!