Wie steht es um das Zentralbad?

Die Nachricht, dass das Zentralbad trotz Corona-Lockerungen geschlossen bleibt bzw. nahtlos in eine neue Schließungsphase übergeht, fand verständlicherweise ein enormes Echo in der Gelsenkirchener Öffentlichkeit und die vielen Reaktionen waren teilweise stark emotional geprägt. Denn das Zentralbad spielt ohne Frage eine wichtige Rolle in der Bäderlandschaft Gelsenkirchens und hat vor allem für den Süden der Stadt eine große Bedeutung.

Um der Verunsicherung zu begegnen und dazu beizutragen, dass die Bürger*innen in unserer Stadt sich ein umfassendes Bild von den aktuellen Entwicklungen in der Bäderlandschaft Gelsenkirchens machen können, fasst die grüne Ratsfraktion ihren aktuellen Stand zum Zentralbad zusammen und erläutert ihre Position.

Dazu muss zunächst einmal weiter ausgeholt werden:

Am 11. Oktober 2018 gab es nach jahrelangen, intensiven politischen Debatten, in denen wir Grüne uns durchsetzen konnten und auch eine Vermittlungsrolle eingenommen haben, den abschließenden und einstimmigen Ratsbeschluss zur zukünftigen Entwicklung der lokalen Bäderlandschaft – das sogenannte Bäderkonzept. Gegenstand dieses Konzeptes sind das Sport-Paradies und die drei Hallenbäder im städtischen Betrieb. Das Freibad im Revierpark Nienhausen hingegen wird von der Freizeitgesellschaft Metropole Ruhr (Link zur Website) betrieben und konnte deshalb nicht berücksichtigt werden.

Dieses Bäderkonzept sieht vor, dass die aktuellen Bäderstandorte in Gelsenkirchen (Hallenbad Buer, Zentralbad, Hallenbad Horst, Sport-Paradies) erhalten bleiben sollen und definiert zugleich einen Weg für ihre zukünftige Entwicklung. Es wurde sich in diesem Zusammenhang auch darauf geeinigt, dass zunächst das Sport-Paradies ertüchtigt und neu gebaut werden soll. Anschließend sollte dieser Weg auch für das Zentralbad beschritten werden. Die konkrete Ausgestaltung der Neubauten sollte im weiteren Prozess noch ausgehandelt werden.

Im Sommer 2020 ergab sich für die Stadt Gelsenkirchen eine unvorhersehbare Chance: Das Land NRW startete eine Ausschreibung für einen neuen Standort der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung (HSPV NRW). Diese Hochschule hat ihr Verwaltungsgebäude aktuell bei uns in der Stadt an der Wanner Straße. Im April 2019 hatten wir Grüne Gespräche mit Martin Bornträger, dem Präsidenten der HSPV, zusammen mit unserem Stadtverordneten David Fischer, unserem Kreisverbandsvorsitzenden Jan Dworatzek und der grünen Bundestagsabgeordneten aus Gelsenkirchen, Irene Mihalic, geführt, um zu erörtern, wie die gewünschte Erweiterung der Hochschule auf Gelsenkirchener Grund gelingen könnte. Kurz darauf hatte David Fischer das Thema für unsere Ratsfraktion am 23.05.2019 unter dem Tagesordnungspunkt „Sicherung und Weiterentwicklung des Standortes der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung“ in den Rat der Stadt eingebracht. Der ehemalige Oberbürgermeister, Frank Baranowski, bedankte sich bei David Fischer in dieser Sitzung sogar ausdrücklich dafür, dass dieser Punkt aufgeworfen wurde und versprach, diese Angelegenheit fortan zur „Chefsache“ werden zu lassen.

Als die Ausschreibung bekannt wurde, waren wir uns in der grünen Ratsfraktion schnell einig, dass wir als Grüne eine Bewerbung der Stadt Gelsenkirchen nicht ungenutzt lassen und unterstützen wollten: https://www.gruene-gelsenkirchen.de/hochschule-muss-in-gelsenkirchen-bleiben-4726

In einem rasanten Tempo und kurz vor Ende der Bewerbungsfrist hatte die Verwaltung ein Konzept vorgelegt, potenzielle Investoren angesprochen und diese auch gefunden. Kurzfristig wurden zudem die Weichen mit entsprechenden Beschlüssen im Rat der Stadt gestellt, damit der Bau der neuen Hochschule für Polizei und Verwaltung sofort gestartet werden kann, wenn Gelsenkirchen die Zusage erhalten sollte. Denn eine Bedingung der Ausschreibung ist es, dass das Gebäude bis zum Sommer 2025 bezugsfertig sein muss. Der Bewerbungsprozess ist noch nicht abgeschlossen, Gelsenkirchen befindet sich noch im Rennen und wir erwarten die nächste Entscheidungsstufe der Verantwortlichen für August. Dieser enge Zeitplan ist, kurz gefasst, auch der Grund, warum das Zentralbad trotz der Corona-Lockerungen nicht wieder geöffnet hat. Noch Im Februar 2021 hatten wir im Bildungsausschuss einen Sachstandsbericht zur Planung der Hochschule gefordert.

Bestandteil der eingereichten Bewerbung Gelsenkirchens ist es, dass die Hochschule ein Hallenbad mit einem 50-Meter-Schwimmbecken integriert, das auch für die Stadtgesellschaft als neues Zentralbad genutzt wird und in zwei 25-Meter-Becken teilbar ist. Natürlich stehen mögliche Anpassungen des Konzeptes im Raum, aber wir als grüne Ratsfraktion machen unmissverständlich  klar, dass es ein neues Zentralbad in der City geben muss und wird – und zwar unabhängig davon, ob die Hochschule nun kommt oder nicht. Mittlerweile hat sich die ursprüngliche Planung im Bäderkonzept durch die Bewerbung auf die Hochschule so geändert, dass der Neubau des Zentralbads in jedem Fall dem des Sport-Paradieses zeitlich vorgezogen wird, gerade weil alles am Standort für eine Bauphase vorbereitet wird. Wenn die Hochschule nicht kommt, steht die Fertigstellung des Zentralbades bereits für 2024 an.

Natürlich sind mit der Schließung zahlreiche Herausforderungen und Sorgen verbunden: Wie können wir als Kommune das Schul-, Vereins- und Freizeitschwimmen bei weniger Schwimmflächen sichern und möglichst allen Bürger*innen weiterhin ein Angebot in ihrer Nähe machen?

Zum Thema Schulschwimmen hat die Verwaltung vor kurzem zu einem interfraktionellen Treffen geladen und bereits sehr gute Vorschläge vorgelegt, die durch Ideen aus der Politik ergänzt wurden. Das Schulschwimmen soll nun schwerpunktmäßig im Sport-Paradies stattfinden. Dabei ist wichtig festzuhalten, dass entgegen erster Befürchtungen die Schwimmzeit für die Schüler*innen nicht leiden wird, sondern sogar ausgeweitet werden kann. Die Verlagerung in den Revierpark Nienhausen ist nicht möglich, weil die Becken dort nicht die gesetzlichen Auflagen (Sicherheitserlass NRW) für das Schulschwimmen erfüllen.

Problematischer erscheint die Lage bezogen auf das Vereins- und Freizeitschwimmen. Hier gibt es Gedanken zu Traglufthallen, die über ein Außenschwimmbecken im Stadtgebiet installiert werden könnten, um das Hallenschwimmen während der Schließung des Zentralbades auch in den Herbst- und Wintermonaten zu sichern.

Als grüne Ratsfraktion, allen voran der grüne Stadtverordnete und sportpolitische Sprecher der Ratsfraktion David Fischer, begleiten wir diesen Prozess intensiv und arbeiten aktiv an guten Lösungen mit. Wenn sich Ihnen und euch noch Fragen stellen sollten oder anderes Feedback gewünscht ist, sind wie gerne ansprechbar: eine Mail oder ein Anruf bei den Mitarbeitenden in unserer Fraktionsgeschäftsstelle genügt.

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Ein Kommentar

  1. Zur Nichtberücksichtigung des Revierparks Nienhausen ist ergänzend jedoch wichtig zu wissen, dass die Stadt Gelsenkirchen Gesellschafterin dort ist und nicht ganz unerhebliche Beiträge und auch Zuschüsse an die FMR zahlt, damit dort das (insbesondere Frei)Bad (und eine Saunalandschaft) betrieben und vorgehalten werden kann.

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