Im Test: Die neue Nord-Süd Radstrecke 25. Mai 2020 Was taugt die neue Radverbindung zwischen der Gelsenkirchener City und Buer? Grüne, Grüne Jugend, ADFC-Mitglieder und Aktive von Fridays for Future haben am Samstag den Test gemacht. 19 Radbegeisterte waren in zwei Teams unterwegs. Das Hans-Sachs-Haus im Süden sowie das Rathaus Buer im Norden waren die Ausgangspunkte, um sowohl die Ost- als auch die Weststrecke auszuprobieren. „Galt Radfahren bislang als Freizeitvergnügen, wird das Rad nun endlich auch mal als tägliches Verkehrsmittel gesehen. Da ist die ausgeschilderte Nord-Süd-Verbindung ein Schritt in die richtige Richtung“, so Nik Witzel, Sprecher der Grünen Jugend. „Aber das kann erst der Anfang sein. Noch immer ist vor allem das Auto Fixpunkt der Verkehrspolitik. Wer mit dem Rad unterwegs ist, muss Umwege in Kauf nehmen, während der direkte Weg für den Autoverkehr ist.“ Doch Kritik gab es auch im Detail. Wer auf der Ostroute gen Norden rollt, muss nicht nur manchen Ärger runterschlucken, sondern auch gehörig aufpassen. Allzu oft wird der breite Schutzstreifen für Radfahrende auf der viel befahrenen Bismarckstraße von Autos zugestellt. „Wenn man dann ausweicht, wird einem schon mulmig“, so Ursula Gransch vom ADFC. Als gefährlich stufte die erfahrene Radfahrerin das Linksabbiegen von der Bismarckstraße in den Hüttweg ein: „Hier gibt es keine Linksabbiegerspur, und man steht mit dem Rad mitten im tosenden Verkehr.“ [rl_gallery id=“4143″]Gemessen an diesem Gefahrenpunkt war die mangelnde Beschilderung der Strecke nur ein kleines Ärgernis. Nicht nur an der Alfred-Zingler-Straße fehlt ein Schild, das den Weg zur Parallelstraße weist. „Egal ob Ost- oder Westroute, die Beschilderung ist an der einen oder anderen Stelle doch lückenhaft. Zum Beispiel auch an der Theodor-Otte-Straße, Ecke Flurstraße“, bemängelte Mirco Kranefeld, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen. Karin Alshut ging auf der Westroute Richtung Hans-Sachs-Haus gleich mehrfach die Puste aus: „Bei der einen oder anderen Steigung bin ich mit meiner Drei-Gang-Schaltung an meine Grenzen gekommen und musste schieben. Außerdem ist die Strecke auch ein ziemlicher Umweg.“ Neben Steigungen galt es auf der Westroute noch andere Hürden zu überwinden. So erwies sich zum Beispiel die Umlaufsperre am Bahnübergang an der Siedlung am ehemaligen Schalker Bahnhof als echter Engpass, und das nicht nur für Ulrich Krauß vom ADFC, der mit seinem Liegerad unterwegs war. Mit viel Mühe und Zeitverlust schaffte er es aber die Hürde zu nehmen. „Auch wer hier mit einem Fahrradanhänger unterwegs ist, wird seine Mühe haben“, so Ulrich Krauß. Dass es an der Unterführung Overweg, Robert-Koch-Straße zu Konflikten zwischen Radfahrenden sowie Fußgängern kommen wird, befürchtet Birgit Wehrhöfer von den Grünen: „Hier ist manchem nicht klar, welche Seite für welchen Verkehrsteilnehmer gedacht ist. Hinzu kommt, dass man in dunklen Morgen- oder Abendstunden kein ängstlicher Typ sein darf, wenn man durch die düstere Unterführung fährt.“ „Wir werden der Stadtverwaltung eine Liste mit unseren Kritikpunkten und Anregungen übergeben und darum bitten, hier und da nachzubessern“, kündigte Nik Witzel an. Für ihn ist die Nord-Süd-Route ein erster Einstieg für einen besseren Radverkehr in Gelsenkirchen, dem noch viele weitere Schritte folgen müssen, um zu einer echten Verkehrswende zu kommen.